Die Goldene Mitte
Mid-Length Wingfoil Board im Vergleichstest
Mid-Length Board sind der neuste Trend auf dem Wingfoil Markt. Was steckt dahinter, handelt es sich hierbei nur um einen Marketingtrend oder bringen die neuen Shapes wirklich Vorteile? Wir haben für euch die neue Boardklasse im Vergleich zu Allround- und Downwind Boards bei Leicht- und Mittelwind getestet …
Was uns von vielen großen Wingfoil Tests unterscheidet. Wir sind deutlich näher dran am normalen Wingfoiler. Bei den üblichen Wingfoiltests stehen leichtgewichtige Profi-Piloten mit der Statur eines Skispringers auf den Foilboards und getestet wird an windstabilen Spots.
Der Wingfoil Alltag in Süddeutschland sieht dagegen ganz anders aus. Der durchschnittliche Pilot bringt rund 80 bis 90 Kg auf die Waage und bei 10 kn Grundwind hat es Windlöcher mit nur 4-5 kn aber auch stramme Böen mit über 20 kn fegen über den See.
Unser Testrevier ist der Altmühlsee im fränkischen Seenland. Die Windbedingungen lagen bei unseren Tests bei rund 10 bis 15 kn Grundwind und dazu die entsprechenden Windlöcher bzw. Böen. Das Gewicht des hinsichtlich Fahrkönnen und Alter fortgeschrittenen Testpilot beträgt 88 Kg.
Überblick der Testkandidaten:
Duotone Skybrid
5.8 x 22, 85 L Volumen
Die Outline des Duotone Skybrid liegt irgendwo dazwischen. Schlank, aber nicht ganz so gestreckt wie beim Downwinder. Die breiteste Stelle ist relativ weit hinten und das Heck ist etwas schmäler gehalten. Der Bug ist deutlich verrundet und das Unterwasserschiff eher konventionell mit leichten Bevels und kleinem cut-out am Heck.
Wie unterscheiden sich die Eigenschaften der Boards auf dem Wasser?
Aufstehen, Kippstabilität und Verdrängerfahrt:
Das schmale Indiana Le Doigt 6.4 erfordert aufgrund nur 49.5 cm breite beim Aufstehen sowie bei Wenden und Halsen in Verdrängerfahrt die volle Konzentration des Piloten. Da helfen
auch die übigen 106 L Volumen nur wenig. Bei Flaute wird es ziemlich wackelig. Es handelt sich hierbei um ein Pro Modell für Fortgeschrittene und Pro´s und kein Allroundboard für Einsteiger. Sobald
man etwas mehr Winddruck im Wing hat nimmt die Stabilität zu.
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Das kurze Appletree Jazz 4.10 liegt trotz seines relativ geringen Volumens bei einem 88 Kg Piloten aufgrund seiner breite (64.5 cm) extrem Kippstabil auf dem Wasser. Auch wenn der
Wind einschläft kann man damit noch bequem zurück nach Hause dümpeln und Manöver in Verdrängerfahrt funktionieren mühelos.
Das neue Mid-Lenght Modell Duotone Skybrid 5.8 hat eine breite von 22" was 55.88 cm entspricht. Mit nur 85 L Volumen hat es das geringste Volumen der drei Testboards. Die Kippstabilität entspricht dem Indiana Le Doigt 6.4, wobei der Skybrid aufgrund des geringen Volumen ganz ohne Wind deutlich tiefer im Wasser liegt. Bei Flaute geht das Board bei einem 88 Kg Piloten knietief auf Tauchstation, bleibt dabei aber stabil und beherrschbar. Zurück Dümpeln bei 2-3 Knoten ist daher eine sportliche Angelegenheit (Anm.: eine Nummer größer hat das Modell dann 100 L Volumen, das macht die Sache dann sehr einfach). Hat man jedoch etwas Druck im Wing kommt das Board einfach und schnell an die Wasseroberfläche und die Stabilität nimmt deutlich zu. Es ist dann sogar Stabiler und einfacher zu beherrschen als das Le Doigt.
Wie unterscheiden sich die Eigenschaften der Boards in der Luft?
Take Off, Flugverhalten und Manöver in der Luft:
Das Indiana Le Doigt 6.4 erzielt eine hohe Rumpfgeschwindigkeit und hat dabei kaum Widerstand. Leichtes abfallen auf Raumwind Kurs und leichtes Pumpen genügt um bei 8 kn sanft ab zu
heben. Sehr Aggressives Anpumpen mag das Board nicht so sehr, das Heck drückt es dann tief ins Wasser und bremst. In der Luft spürt man etwas das extra an Länge, speziell bei Fußwechsel und in
Manövern. Nach kurzer Zeit hat man sich daran gewöhnt. Auch bei über 15 kn lässt sich das Board noch sehr gut kontrollieren. Ab 20 kn wird es etwas unruhig.
Das Appletree Jazz 4.10 dümpelt bei 8 Kn noch träge durchs Wasser. Passiv startet das Board erst ab 15 kn Wind. Nur durch aktives Pumpen bekommt man das Board früher die Luft. In der Luft ist es dann sehr agil und wendig. Das kompakte Board fühlt sich auch bei 30 kn Wind pudelwohl und verhält sich sehr neutral und spielerisch in der Luft.
Das Duotone Skybrid 5.8 ist beim Anfahren fast so schnell auf dem Foil wie das Indiana Le Doigt. Aufgrund der höheren Stabilität und der etwas geringeren Länge kann man es im Gegensatz zum längeren Downwinder aktiver Anpumpen und dadurch start es gleich früh. In der Luft fühlt sich das Board dann sehr agil und spielerisch an und durch die geringe Breite kann man es deutlich radikaler Carven als das Appletree Jazz. Und auch bei 30 kn bleibt das Board ruhig und einfach kontrollierbar.
Im Vergleich zu konventionellen 85 L Boards ist das Skybrid spürbar einfacher zu beherrschen und startet deutlich früher. Hinsichtlich des Volumen kann man als sportlicher Pilot die Mid-Length Boards tendenziell mit etwas weniger Volumen fahren als herkömmliche Allrounder. Ambitionierte Aufsteiger nehmen die Mid-Length Boards mit identischem Volumen wie ein normales Board und bekommen dafür ein Board das deutlich bessere Leichtwind Eigenschaften hat und früher startet.
Mein Resümee:
Wer mit einem Wingfoil Board einen möglichst großen Windbereich abdecken möchte ist mit den neuen Mid-Length Boards goldrichtig. Die kombination aus frühem Starten und wendigem Flugverhalten macht
diese Boards zu den perfekten Freeridern. Sie haben einen deutlich größeren Einsatzbereich als Downwinder oder konventionelle Wingfoil Boards. Wer bei leicht- und Mittelwind gerne sportlich carvt und
Manöver fliegt ist hier genau richtig.
Nachteile? Naja, nicht wirklich. OK, im Extrembereich für Pro´s sind Spezialboards besser. Ja, man kann mit einem 5.8er auch Springen. Für Big Air, Freestyle- und Rotationstricks gibt es geeignetere Modelle und bei absolutem Low-Wind kommt ein schmales 8" Downwind Board noch einen Ticken früher in die Luft.
Ich denke in der nächste Saison wird es keine Mid-Length Boards mehr geben, denn diese neue Shape Variante wird sich als neuer Standard im Allround Bereich etablieren.
Nachstehend noch einige Bilder der drei Testboards im Vergleich ...
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